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Stefan Kreuzkamp
"Meinen ersten Pfandbrief habe ich vor 20 Jahren gekauft"

Interview

5 Fragen an Stefan Kreuzkamp, DWS

September 2018

Christian Walburg

Christian Walburg

Verband deutscher Pfandbriefbanken

Zum Start eine persönliche Frage – wissen Sie noch, wann Sie erstmals einen Pfandbrief gekauft haben – und welchen?

Stefan Kreuzkamp

Stefan Kreuzkamp

DWS

Meinen ersten Pfandbrief habe ich vor rund 20 Jahren gekauft, kurz nachdem ich bei der DWS angefangen hatte. Um mich herum wimmelte es von aufgeregten Fondsmanagern mit roten Köpfen. Die einen fingen gerade Feuer für die grassierende Interneteuphorie, den anderen steckte der Schrecken von Asien-, Russland- und LCTM-Krise in den Knochen. Rote Gesichtsfarbe steht mir nicht, daher entschied ich mich, eine ordentliche Portion Pfandbriefe in mein Portfolio zu mischen. Das tat mir und meinen Kunden gleichermaßen gut.

Christian Walburg

Christian Walburg

Verband deutscher Pfandbriefbanken

Kaufen Sie noch festverzinsliche Wertpapiere, warum?

Stefan Kreuzkamp

Stefan Kreuzkamp

DWS

Die Frage wird uns seit einigen Jahren gestellt. Als Antwort reicht ein Blick auf die Wertentwicklung dieser Anlageklasse, bei vergleichsweise geringen Schwankungen, was unseren Kunden ja auch wichtig ist. Bei Rentenpapieren gibt es immer wieder attraktive Segmente, zuletzt etwa bei Schwellenländern oder Unternehmen. Und wenn es um eine Absicherung gegen extreme Risiken geht, hat auch die Bundesanleihe nicht ausgedient. Allerdings bevorzugen wir, bei vergleichbarer Rendite und hinreichender Marktliquidität, besicherte Papiere. Damit ist und bleibt der Pfandbrief ein wichtiger Baustein unserer Anlagestrategie. Wir wollen hier unsere aktive Rolle im Heimatmarkt beibehalten.

Christian Walburg

Christian Walburg

Verband deutscher Pfandbriefbanken

Welche geopolitischen Risiken sehen Sie? Welchen Einfluss haben sie auf die Kapitalmärkte, wo droht die größte Gefahr?

Stefan Kreuzkamp

Stefan Kreuzkamp

DWS

Wir beobachten eine ganze Reihe politischer Risikoherde, zurzeit vor allem in den Schwellenländern. Ihre Anhäufung könnte zwar dazu führen, dass sich zunächst einige Investoren aus dieser Anlageklasse verabschieden. Doch wir wähnen keinen Flächenbrand, zumal viele Länder heute wirtschaftlich solider aufgestellt sind als etwa vor 20 Jahren. Für die mittelfristig größeren Gefahren müssen wir jedoch gar nicht so weit gucken. Neben viel anderem Ungemach droht der Populismus in den großen Industriestaaten auch etablierte wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen zu untergraben.

Christian Walburg

Christian Walburg

Verband deutscher Pfandbriefbanken

In welchen Assetklassen sehen Sie auf 12-Monatssicht die größten Chancen, wo die größten Risiken?

Stefan Kreuzkamp

Stefan Kreuzkamp

DWS

Wir befinden uns in einem Zyklus, der sich durch Langlebigkeit und Langweile auszeichnet. Letzteres natürlich nur bezogen auf die Wachstumsdynamik dieses Aufschwungs. Diese ist zwar bescheiden, doch da das Wachstum breit verteilt ist, bleiben wir weiter positiv auf Wirtschaft und Märkte gestimmt. Wir setzen daher weiter auf Aktien und Anleihen mit Risikoaufschlag, werden jedoch selektiver. Letzteres gilt auch für die Schwellenländer, wo die Korrektur einige interessante Chancen bietet.

Neben den bereits genannten politischen Risiken bergen unserer Meinung nach die Kapitalmärkte selbst ein gewisses negatives Überraschungspotenzial. Zehn Jahre lockere Geldpolitik und entsprechendes Hochfahren der Verschuldung, teilweise einseitige Positionierungen der institutionellen Investoren und die geringe Liquidität in einigen Submärkten können aus einem kleinen Rücksetzer schnell eine veritable, sich selbst verstärkende Korrektur machen. Insbesondere, da die Zentralbanken nicht mehr im gleichen Maße parat stehen, um den Märkten rechtzeitig unter die Arme zu greifen.

Christian Walburg

Christian Walburg

Verband deutscher Pfandbriefbanken

Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Immobilienpreise in Deutschland: Ist sie fundamental gerechtfertigt oder droht ein Einbrechen auf breiter Front?

Stefan Kreuzkamp

Stefan Kreuzkamp

DWS

Auch wenn ich jetzt Gefahr laufe, keine bahnbrechenden Neuigkeiten zu verkünden, so kann ich immerhin beruhigen: Wir sehen in Deutschland auf breiter Front keine Immobilienblase. Aber sicher sehen wir in einigen Ballungsräumen auch Preise, die keine Renditeträume mehr entfachen können. Doch das Angebots-Nachfrage-Gefüge sowie die Finanzierungsstrukturen sprechen gegen größere Preiseinbrüche. Zudem passen sich Deutschlands Metropolen gerade einmal ihren europäischen Pendants an.

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